Wie gehen Profifußballer und der Betreuerstab mit der momentan herrschenden Extremsituation um? Wie fühlen sie sich dabei und wie sieht ihr Alltag in der „Quarantäne“ aus? Diese und noch mehr Fragen haben wir einigen unserer Fußballer und Betreuer gestellt…und Antworten bekommen.
Christian Derflinger, SV Rödinghausen (Regionalliga, u.a. ehemals beim FC Bayern München)
Christian, wie geht’s Dir in dieser durchaus schwierigen Zeit?
Den Umständen entsprechend wirklich gut. Gott sei Dank geht es auch meiner Familie gesundheitlich gut. Klar herrscht aktuell auch im Fußball eine große Ungewissheit. Aber mein Glaube an Jesus hilft mir sehr, in diesen stürmischen Wochen ruhig zu bleiben und mit der Situation klarzukommen.
Wie hast Du vom „Spiel-und Trainingsverbot“ erfahren?
Da ich in der Zeit auf Reha in München war habe ich durch die Medien davon erfahren.
Wie war Deine erste Reaktion darauf?
Nach den Nachrichten in den Tagen zuvor war es nicht mehr ganz so überraschend, dass die Regierung diese Maßnahmen ergriffen hat.
Wie kann man sich Dein Leben aktuell vorstellen? Wie läuft die Kommunikation mit dem Trainerteam ab?
Ich bin jeden Tag unter der Woche ca. 4 Stunden in der Reha (Behandlung, Kraft,- Ausdauer‑, und Beweglichkeitstraining). Seit einigen Monaten habe ich schon mit einer Schambeinverletzung zu kämpfen.
Außerdem erledige ich derzeit einiges für mein Fernstudium und nütze die Zeit auch, um mein Spanisch zu verbessern. Abends mache ich aktuell oft Videochats mit Freunden.
Der Trainer hat sich während der Corona-Krise bereits bei mir gemeldet und sich nach meinem Gesundheitszustand erkundigt.
Wie ist der Kontakt zu Deinen Mitspielern?
Mit einigen bin ich regelmäßig in Kontakt. Wichtige Infos werden in unserer WhatsApp-Gruppe geteilt.
Du wirst ja nicht den ganzen Tag mit Deiner Familie verbringen, wie sieht Dein Tag aktuell aus? Wie hältst Du Dich fit?
Meine ganze Familie wohnt in Österreich, daher bin ich aktuell alleine in Bielefeld.
Nach dem Frühstück nehme ich mir jeden Tag Zeit fürs Gebet und Bibellesen. Diese Zeit mit Gott ist mir sehr wichtig. Danach geht’s zum Reha-Training. Am Nachmittag nütze ich die Zeit für mein Fernstudium und fürs Spanisch lernen. Am Abend telefoniere ich meistens (per Videoanruf) mit Freunden oder meiner Familie.
Wie, in welcher Form und wie oft, müsst ihr Rückmeldung an die Athletikabteilung/Trainer geben?
Die Spieler die fit sind, müssen nach jedem Lauf ihre Daten an den Athletiktrainer weiterleiten. Ich persönlich bin derzeit in der Sportreha in Herford und arbeite dort mit Athletiktrainer/-innen.
Kam bei Euch das Thema Gehaltsverzicht schon zur Sprache? Wie stehst Du und die Kollegen dazu?
Bisher noch nicht. Ich persönlich könnte verstehen, wenn der Verein diesen Schritt geht, falls sie in finanzielle Schwierigkeiten kommen. Ich denke aber, dass der SV Rödinghausen sehr gut aufgestellt ist.
Überall hört und liest man ja von verschiedenen Szenarien in Bezug auf die Weiterführung oder sogar das Beenden der laufenden Saison. Was denkst Du, wie wird es weiter gehen? Was würdest Du Dir wünschen?
Es ist aktuell natürlich sehr schwer eine Prognose abzugeben. Es wäre schön, wenn die Saison noch beendet werden könnte, aber die Gesundheit der Menschen sollte auf jeden Fall Vorrang haben.
Wie ist Deine Einstellung dazu, dass das Training ja eventuell bald wieder aufgenommen werden soll, beziehungsweise von einigen Clubs schon wieder aufgenommen wurde –wenn auch in kleinen Gruppen?
Ich denke am besten ist es, wenn sich alle Vereine an die Empfehlungen/Regelungen der Regierung halten.
Was fällt Dir aktuell am schwersten, in dieser schwierigen Zeit?
Keinen persönlichen Kontakt zu Freunden zu haben. Das ist schon echt hart. Aber ich denke es ist wichtig, dass wir uns alle an die Abstandsregelung halten und so helfen die Verbreitung des Virus einzudämmen.
Worauf freust Du Dich am meisten, wenn die Ausgangssperre vorbei ist?
Ich freue mich sehr darauf, wieder Freunde treffen zu können und hoffentlich auch bald wieder Fußball spielen zu können.
Mit welcher Kleinigkeit könnte man Dir gerade eine Freude machen?
Da fällt mir jetzt spontan nichts ein 😉
3 Dinge die Du Spielerkollegen in dieser Zeit mit auf den Weg geben möchtest…
- Haltet euch an die Regelungen zum Schutz für unsere Mitmenschen
- Genießt die Zeit mit eurer Familie (wenn möglich)
- Seht die Krise und die viele Zeit als eine Chance, euch auf das Wesentliche zu besinnen.
In diesem Sinne packen wir das Mikro ein und verabschieden uns vom Spielfeldrand: Lieber Christian, wir wünschen Dir weiterhin gute Genesung und alles Gute. Wir sehen uns auf dem Platz!